In der Pressemitteilung spricht der ADAC von zusätzlich 15.000 Kündigen, die auf die jüngsten Entwicklungen zurückzuführen sind. Basierend auf den ADAC-Zahlen sollte man eher von 60.000 zusätzlichen Kündigungen sprechen. Warum?
Wir von aboalarm haben uns diese Zahlen in der Pressemitteilung vom 3. Februar 2014 einmal genauer angesehen. Neben Mitgliederzahlen wurden im zweiten und dritten Absatz folgende Zahlen zu den eingegangenen Kündigungen genannt:
| Januar 2014 | Januar 2013 | Delta |
Bearbeitete Kündigungen | 66233 | 51805 | 14428 |
Unbearbeitete Kündigungen | 55000 | 5000 bis 10000 | 45000 bis 50000 |
| 121233 | 56805 bis 61805 | 59428 bis 64428 |
In der Pressemitteilung schreibt der ADAC, man könne davon ausgehen, dass ein Großteil der knapp 15.000 bearbeiteten Kündigungen auf die jüngsten Entwicklungen zurückzuführen sind. Aber warum rechnet der ADAC nicht die unbearbeiteten Kündigungen mit? Mit der gleichen Logik, mit der man das Delta der bearbeiteten Kündigungen den jüngsten Entwicklungen zurechnet, müsste man auch das Delta der unbearbeiteten Kündigungen den jüngsten Entwicklungen hinzurechnen.
Zählt man bearbeitete und nicht bearbeitete Kündigungen zusammen, hat sich die Zahl der Kündigungen im Januar 2014 im Vergleich zu Januar 2013 verdoppelt. Beachtet man, dass die Manipulation erst am 18. Januar 2014 zugegeben wurde, bedeutet dies 60.000 zusätzliche Kündigungen in den letzten 13 Tagen im Januar 2014. Im Vergleich zu den Vorjahreszahlen entspricht dies ab dem 19. Januar 2014 6.500 täglichen Kündigungen anstatt der 1.913 täglichen Kündigungen aus dem Vorjahr.
Unserer Meinung nach müsste der ADAC nicht 15.000 zusätzliche Kündigungen, sondern 60.000 zusätzliche Kündigungen bis Monatsende nennen.
Und jetzt prüfen wir unsere Annahmen, die wir hier in unseren Schätzungen herangezogen hatten:
| Unsere Annahmen | ADAC Zahlen Januar 2013 |
Tägliche Kündigungen | 2020 | 1913 (51805 Bearbeitete Kündigungen + 7500 unbearbeitete Kündigungen) / 31 |
Durchschnittliche Mitgliedsdauer | 25 Jahre | 21,1 Jahre |
Prozentuale Steigerung der Kündigungen | 390% vom 19.1. bis 31.1.14 (488% in den ersten 3 Tagen und 420% in den ersten 5 Tagen nach Bekanntwerden des Skandals) | +240% vom 18.1.14 bis 31.1.14 |
Die Zahl der durchschnittlich täglichen Kündigungen liegt sehr nah beieinander. Die durchschnittliche Mitgliedsdauer weicht um knapp vier Jahre ab. Die prozentuale Steigerung, die auf der Zunahme der Besucherzahl auf unserer ADAC-Kündigungsvorlage basiert, haben wir überschätzt. Wie erwartet reagieren Aboalarm-Nutzer schneller auf vergleichbare Geschehnisse.
Wir haben beim ADAC nachgefragt, ob es zwischen den bearbeiteten und den unbearbeiteten Kündigungen einen inhaltlichen Unterschied gibt. Noch haben wir keine Antwort erhalten.
Umfrage: 65 Prozent der zusätzliche Kündiger geben Skandal als Grund an
Prognose: Nie wieder 19 Millionen Mitglieder
Update: Der ADAC-Pressesprecher bestätigte uns auf Rückfrage, dass die unbearbeiteten Kündigungen aufgrund des hohen Volumens wohl ebenso den aktuellen Geschehnissen zuzuordnen seien. Da die Kündiger meist keinen Kündigungsgrund nennen, ist eine weiterführende Analyse nicht möglich.
Update: Gegenüber Spiegel Online bestätigte ein Sprecher des ADAC, dass man davon ausgehe, dass auch ein Großteil der 55.000 unbearbeiteten Kündigungen auf die aktuellen Entwicklungen zurückzuführen sei.