Wo kann man noch Tickets sicher kaufen, wenn Konzerte von Megastars und wichtige Fußballmatches innerhalb weniger Minuten ausverkauft sind und Schwarzhändler die besten Karten abgreifen, um sie zu Wucherpreisen zu verkaufen? Gerade bei weltberühmten Acts wie Ed Sheeran, Beyoncé und Co. ist Tempo angesagt – das kann Fans in die Arme unseriöser Ticketportale treiben. Wir warnen vor den Tücken der Ticketportale.
Neben den offiziellen Verkaufsstellen von Tickets für Konzerte, Musicals, Sportveranstaltungen und Co., haben sich auch sogenannte Zweitmärkte aufgetan.
Tickets sicher kaufen: Sind Internet(ver)käufe überhaupt erlaubt?
Im Netz werben einige Portale damit, dass man dort Tickets sicher kaufen kann. Und prinzipiell ist der Weiterverkauf von Tickets – zum Beispiel weil dir etwas Wichtiges dazwischengekommen ist – und deren Kauf nicht verboten.
Vorrangig gilt
Rechtsanwalt Niklas Haberkamm zufolge aber stets die
Regelung der Allgemeinen Ticket-Geschäftsbedingungen: Hier kann beispielsweise
vom Veranstalter festgelegt sein, dass die Karten
nicht teurer weiterverkauft werden dürfen.
Man sollte jedoch, gerade bei Tickets für Sportveranstaltungen, nicht mehr als 15 Prozent auf den eigentlichen Ticketpreis schlagen, da Profivereine gegen solche Angebote vorgehen.
Außerdem gilt, dass Menschen, die regelmäßig Tickets im Netz verkaufen, als gewerbliche Verkäufer eingestuft werden können, sollte es zum Streitfall kommen, und somit schärfer verurteilt werden.
Für den Käufer gilt Hanna Doreen Jeske, Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, nach keine Nachforschungspflicht.
Probleme beim Kauf von Tickets bei unseriösen Ticketportalen
Personalisierte Tickets
Ein nettes Souvenir für den Käufer und zusätzliche Absicherung für den Veranstalter: Personalisierte Tickets, also Tickets, auf die beispielsweise der Name des Fans gedruckt wird, gibt es bereits häufig. Was aber, wenn ich auf einem Ticketportal ein personalisiertes Ticket gekauft habe?
Zwar wird meist nicht jede einzelne personalisierte Eintrittskarte mit dem Ausweis abgeglichen, jedoch kann es stichprobenartige Identitätskontrollen geben. Einige Bands, wie beispielsweise Rammstein, legen sogar in den Ticket FAQ fest, dass das Ticket nur in Verbindung mit einem Ausweis gilt.
Fordert der Ordner also von dir den zu dem auf die Karte gedruckten Namen gehörigen Ausweis, den du natürlich nicht vorweisen kannst, darf er dir den Einlass verwehren.
Der Verkäufer kann sich beim Veranstalter darüber informieren, ob eine Umschreibung des Tickets auf deinen Namen möglich ist. Gerade in Krankheitsfällen ist eine solche üblich und sichert dir den Einlass.
Horrende, unkontrollierbare Kosten
So gut wie alle Ticketportale schlagen beim Kauf von Eintrittskarten Vorverkaufs- und Servicegebühren und gegebenenfalls Versandkosten auf den Ticketpreis. Gerade bei Top-Events steigen diese Zusatzkosten gerne mal in die Höhe.
Dabei gibt es jedoch auch einige schwarze Schafe: Ticketportale wie Viagogo scheinen es unter anderem mit der Kostenaufstellung nicht so wichtig zu nehmen. Zahlreiche Käufer beschweren sich im Netz und der Marktwächter der Verbraucherzentrale mahnte das Unternehmen bereits ab. Auf Viagogo sollen Kunden Karten zu ohnehin erhöhten Preisen gekauft und erst nach der Kaufabwicklung mehrere hundert Euro Gebühren auferlegt bekommen haben. In der Reportage spricht eine ehemalige Mitarbeiterin von bis zu 200 Prozent Gebühren.
Screenshot vom 03.04.2018 – sat1.de akte 20.17
Für den Kunden sei demnach zwar ersichtlich, dass Gebühren auf ihn zukommen, aber nicht wie hoch diese sein werden. Dass der Käufer vor dem Kauf nicht über die entstehenden Kosten im Bilde ist, verstößt „nach Ansicht der Verbraucherschützer gegen den Grundsatz der Preisklarheit„.
Gefälschte Tickets
Auch hier ist Viagogo leider ein schlechtes Vorbild: Ein Fall bei akte 20.17 zeigt, dass sich auch gefälschte Karten auf dem Ticketportal tummeln. Ein junges Paar hatte Karten für ein Fußballspiel gekauft und erlebte beim Einlass dann die böse Überraschung. Obwohl Viagogo in solchen Fällen dem Käufer die Rückerstattung der Kosten garantieren soll, hat die Käuferin ihr Geld nicht zurückbekommen.
Obwohl Ticketportale wie Viagogo nur als
Marktplätze fungieren, um mehr oder weniger
anonym Karten zu veräußern,
entsteht bei den Käufern reihenweise der Eindruck, dass es sich um offizielle Verkaufsstellen handelt.
Das nennt Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern „
irreführend„. Es werde nicht klar, „welche Rolle Viagogo in dem ganzen Vertragsverhältnis einnimmt.“
Die Webseitenbesucher gehen davon aus, dass es sich bei den Ticketpreisen um die offiziellen handelt, kennen den
tatsächlichen Ursprung ihrer Karten nicht, und werden zusätzlich während des Kaufprozesses mit Meldungen
unter Druck gesetzt.
Update am 02.05.2018
Nach Medienberichten hat das Marktwächter-Team der Verbraucherzentrale Bayern nun sogar Klage gegen das Ticketportal Viagogo vor dem Landgericht München eingelegt. Kritisiert werden vor allem die intransparente Aufmachung und die „wertlos[e] und irreführend[e]“ Garantie.
Gesperrte Plätze
Einige Veranstalter versuchen gegen illegalen Tickethandel vorzugehen, indem sie die Plätze von Karten sperren, die in den Bildern der Verkaufsanzeigen abgebildet sind.
Das Problem: Menschen, die mit dem Handel von Tickets ihren Lebensunterhalt erstreiten, schrecken auch nicht davor zurück, eine Karte per Photoshop attraktiver erscheinen zu lassen, indem sie beispielsweise einen guten Platz einfügen. So kann es leider auch vorkommen, dass die Karte von jemandem gesperrt wird, der sein Ticket offiziell erworben hat und nichts mit irgendeinem zwielichtigen Weiterverkauf zu tun hatte.
Auch das Gericht scheint von dieser Strategie nicht überzeugt: Ein Fußballfan klagte vor dem Amtsgericht Dortmund gegen den BVB, nachdem er mit seinem auf Ebay gekauften Ticket nicht ins Stadion eingelassen wurde und bekam Recht.
Nicht vorhandene Tickets
Auch über Tickets, die niemals beim Käufer ankamen, wird im Netz berichtet:
Am Beispiel Hekticket, einem Ticketportal, das auch mehrere Verkaufs- und Ausgabestellen in Berlin betreibt, kann man Onlineberichten entnehmen, dass es vorkommt, dass nach Bestellung und Zahlung die Tickets niemals beim Käufer ankamen. Auf Nachfrage wurde vermeldet, dass die Tickets leider bereits ausverkauft waren und das Geld erstattet werde. Das ist gerade dann ärgerlich, wenn man sich auf die Karten verlassen hat und es dann auch zu spät ist, diese woanders zu kaufen.
Wirklich problematisch ist es jedoch, wenn man auf einem Ticketportal eine Karte kauft, sie zahlt, das Ticket dann niemals ankommt und entweder verloren gegangen scheint oder man einem Betrüger auf den Leim gegangen ist.
Bei direkten Verkaufsstellen wie Eventim hat man keine schlechten Chancen: Bis zur Zustellung haften gewerbliche Verkäufer für das Ticket – geht also beispielsweise der Brief verloren, kannst du beim Portal einen Nachforschungsantrag stellen und hast ein Recht auf Rückerstattung.
Schwieriger ist es, Tickets sicher kaufen zu können, wenn der Verkäufer eine Privatperson ist. Er muss nur nachweisen, dass er das Ticket losgeschickt hat. Danach haftest du als Käufer.
Erhältst du kein Ticket, fordere dein Geld zurück. Bist du der Meinung, dass der Verkäufer dich vorsätzlich getäuscht hat, solltest du dich an eine Verbraucherzentrale in deinem Bundesland wenden, und könntest Strafanzeige stellen.
Benötigst du Rechtsbeistand, kannst du dich hier über Möglichkeiten informieren.
Tickets sicher kaufen: Was du vor dem Kauf deines Tickets auf einem Ticketportal checken solltest
- Existenz der Veranstaltung, beispielsweise auf der Webseite des Stars
- Bei Ausverkauf: Gibt es einen offiziellen Zweitmarkt (vor allem bei Sportvereinen)?
- Offizieller Start des Vorverkaufs: Kann es überhaupt schon Tickets geben?
- Originalpreis der Tickets und Kostenaufstellung
- Hintergrundcheck des Ticketportals: Gibt es Warnungen auf Verbraucherschutzseiten?
- Erreichbarkeit des Kundensupports
- Seriosität des Angebots
- Glaubhaftigkeit des Grunds für den Verkauf
- Tatsächlicher Ursprung beziehungsweise Verkäufer der Tickets
In Vergleichen, wie solchen auf
netzwelt.de, schneidet
Eventim prinzipiell am besten ab.
ticketmaster wird als gute Alternative zum größten Ticketportal angepriesen. Ansonsten schneiden
ticket online,
München Ticket und
getgo gut ab.
Hier findest du Beschreibungen zu elf Ticketportalen, um für dich das richtige auszuwählen, und deine Tickets sicher kaufen zu können.
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