Vor ungefähr einer Woche trat eine neue EU-Regelung für Online-Zahlungen in Kraft: Die sogenannte PSD2-Richtlinie. Was es damit auf sich hat und worauf du zukünftig besonders achten solltest, erfährst du in unserem Artikel.
Experten sehen in der neuen Richtlinie die größte Änderung im Zahlungsverkehr seit vielen Jahren. Die neue Regelung soll Online-Zahlungen verbraucherfreundlicher, billiger und sicherer machen, sowie den Wettbewerb zwischen Finanzdienstleistern fördern. Dennoch äußern Verbraucherschützer Bedenken in puncto Datensicherheit. Was das für dich bedeutet, erklären wir dir hier.
Die neue PSD2-Richtlinie: Die wichtigsten Fakten kurz zusammengefasst
Viele Verbraucher erhielten in den letzten Wochen Post von ihrer Bank. Inhalt des unscheinbaren Schreibens waren „Änderungen von Vertragsbedingungen“, die besonders Online-Zahlungen betreffen, so heise.de. Hast auch du ein solches Schreiben erhalten? Wenn ja, gibt es einige Neuigkeiten über die du dringend Bescheid wissen solltest.
Die folgenden Änderungen stellen nur einen Ausschnitt der neuen Regelungen dar. Für genauere Infos wirf am besten einen Blick in deine Unterlagen.
1. Änderung: Aufhebung des Bankenmonopols beim Zugriff auf Kontodaten
Wer bisher im Internet einkaufte und einen sogenannten Zahlungsauslösedienst wie Paypal oder Klarna nutzen wollte, musste immer den Umweg über die Bank in Kauf nehmen. Damit ist nun Schluss, denn künftig kannst du selbst bestimmen, wer deine Kontodaten bekommt, so die FAZ. Das heißt, du kannst Finanzdienstleistern erlauben das Geld direkt von deinem Konto abzubuchen und an den Händler zu überweisen – ohne über die Hausbank gehen zu müssen. Dazu weiter unten Genaueres.
2. Änderung: Wegfall der Gebühren für die Nutzung der bargeldlosen Zahlungsmittel
Insbesondere bei Buchungen von Flügen und Hotels ärgerten sich viele Verbraucher regelmäßig über anfallende Gebühren bei Bezahlung per Lastschrift oder Kreditkarte. Dank der neuen Änderung wurde die Erhebung solcher Entgelte abgeschafft, berichtet die Welt. Das bedeutet, bei Zahlung per Lastschrift oder Kreditkarte dürfen künftig keine gesonderten Kosten mehr anfallen. Wie die neue Regelung umgesetzt wird, testen wir in einigen Wochen.
3. Änderung: Senkung der Haftungsgrenze im Fall von Missbrauch bei Online-Zahlungen
Zudem wurden die Haftungsregelungen im Fall von Missbrauch bei Online-Zahlungen angepasst – zu deinen Gunsten. Musstest du bisher bei Missbrauch der Kredit- oder Bankkarte, sowie Kennziffern im Online-Banking für Schäden bis zu 150 Euro haften, wenn du die Karte nicht unverzüglich hast sperren lassen, musst du künftig lediglich für Schäden bis 50 Euro aufkommen.
Bedeutet PSD2 die Aufhebung des Bankgeheimnisses?
Insgesamt lässt sich festhalten, dass die neue Regelung die Verbraucherfreundlichkeit bei Online-Zahlungen auf jeden Fall fördert. Dennoch äußern Verbraucherschützer insbesondere hinsichtlich der Aufhebung des Bankenmonopols bedenken. Grundsätzlich ist dies eine prima Sache, da du künftig selbst entscheiden kannst, wem du deine Kontodaten preisgibst.
Bisher lief der Zahlungsvorgang folgendermaßen ab: Du bestellst Produkte über einen Online-Shop. Dieser arbeitet mit einem Zahlungsauslösedienst, wie Paypal zusammen, den du wiederum für deine Zahlung verwendest. Um die Zahlung abwickeln zu können, musste dieser Zahlungsauslösedienst bisher bei deiner Bank anfragen, um Zugang zu deinem Konto zu erlangen, da nur die Bank deine Kontodaten weitergeben konnte. Dieser Zwischenschritt fällt jetzt weg. Nach der neuen Regelung erlaubst du dem Zahlungsauslösedienst direkt den Zugriff auf dein Konto, ohne dass dieser zuvor die Bank um Erlaubnis bitten muss.
Das bedeutet, du hebst sozusagen das Bankgeheimnis für dich selbst auf.
Diesen Vorgang veranschaulicht die folgende Infografik:

Allerdings erlangen dadurch sogenannte Zahlungsauslösedienste, wie Paypal, ebenfalls die Möglichkeit direkt auf dein Konto zugreifen zu können, um Geld von deinem Konto auf das des Händlers zu überweisen, ohne wie bisher den Umweg über die Bank nehmen zu müssen. Dass damit Risiken verbunden sind, versteht sich von selbst, schließlich können nun nicht nur Banken deine Kundendaten einsehen, sondern auch sogenannte Drittanbieter, wie Zahlungsauslösedienste oder Finanz-Start-ups.
Möchtest du, dass weiterhin nur deine Hausbank Einsicht in deine Kontodaten hat, solltest du online ausschließlich per Kreditkarte bezahlen.
Darauf solltest du bei künftigen Online-Zahlungen achten
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Zwar bietet die neue Regelung einige Vorteile hinsichtlich der Verbraucherfreundlichkeit, allerdings können Banken und Drittanbieter durch die Richtlinie dein
gesamtes Zahlungsverhalten analysieren. Auch dein
Einkommen bleibt hiervon nicht verschont. Hat ein Drittanbieter erst einmal die gültige PIN zu deinem Konto erlangt, könnte dieser deine Kontoumsätze
über einen längeren Zeitraum einsehen, so
finanzmarktwelt.de. Allerdings beteuert der Bundesverband deutscher Banken, dass sich der Kunde darauf verlassen könne, dass der Zugriff der Drittanbieter
nur für den genehmigten Zweck, also für die
einmalige Überweisung, gelte. Eine Auslesung von Girokontodaten sei
verboten, so
Focus online.
Doch selbst, wenn sich bevollmächtigte Drittanbieter an diese Vorgaben halten, bleiben Bedenken bei Verbraucherschützern. Wie die FAZ berichtet, gehen Sicherheitsexperten derzeit davon aus, dass auch große Datensammler, wie Facebook oder Amazon versuchen werden, an deine Kontoinformationen ranzukommen, um beispielsweise Angebote passend zum jeweiligen Kontostand des Nutzers zu machen oder individuelle Finanzierungsangebote unterbreiten zu können.
Doch keine Panik: Wem du die Zugriff auf deine Kontodaten gewährst, entscheidest immer noch du. Schließlich hast du Dank der neuen Regelung die alleinige Macht über deine Daten.
Erteile aus diesem Grund niemals einer Website die Erlaubnis deine Kontodaten einzusehen, wenn du diese nicht kennst oder ihr nicht vertraust. Im Zweifel bist du bei Bezahlung per Kreditkarte immer noch geschützter, als bei Bezahlung über einen Zahlungsauslösedienst .
Doch auch Kreditkarten bergen Risiken, wie du in unserem Artikel Kreditkartenbetrug: Wie kannst du dich schützen lesen kannst. Du bist auf der Suche nach weiteren Infos zum Thema Finanzen? Dann wirf gerne einen Blick in unsere Kategorie.