Wenn Werbematerial im Briefkasten steckt, gilt es aufmerksam zu lesen: Es könnte sich hier um eine versteckte Preiserhöhung beim Stromanbieter handeln. Verbraucherschützer bemängeln dieses Vorgehen schon lange, doch mit den Klagen kommen sie gar nicht hinterher. Denn nur so rentieren sich vermeintliche Schnäppchen für den Stromanbieter am Ende wirklich.
Die Einstellung, plakative Schreiben zu überfliegen und am Briefkasten direkt in die Tonne zu geben, könnte dir aufgrund des undurchsichtigen Verhaltens einiger Stromanbieter zum teuren Verhängnis werden.
Energie zu Schnäppchenpreisen
Strom kommt bei uns einfach aus der Steckdose. Doch er muss auch bezahlt werden – und das am besten so günstig wie möglich.
Diesen Wunsch der Kunden kennen auch die Stromanbieter und unterbieten sich gerade auf Online-Vergleichsportalen preislich bis aufs Äußerste, um die meisten Kunden abzuschöpfen.
Versprochen werden Boni bei Vertragsabschluss, Prämien und sowieso ein niedriger Grundpreis. Aber wie kann es eigentlich sein, dass manche Anbieter derart günstig sind? Lohnt sich das für den Anbieter überhaupt noch?
Scheinbar nicht, denn da kommt die versteckte Preiserhöhung ins Spiel.
Preiserhöhungen im Werbe- und Infomantel
Unter Verbraucherschützern ist die Masche bereits bekannt, jedoch ob der Menge schwer einzudämmen. So werden Kunden auf der Suche nach einem neuen, preisgünstigen Energieversorger mit niedrigsten Preisen gelockt. Die bleiben aber nur so lange so niedrig, wie nötig, und werden dann durch eine versteckte Preiserhöhung angehoben.
Versteckt ist diese Preiserhöhung deshalb, weil viele Stromanbieter diese eigentlich essentielle Nachricht unzulänglich kennzeichnen. Der Kunde soll von der Erhöhung wohl nichts mitbekommen, damit er nicht gleich zum nächsten Anbieter wechselt.
Dafür werden meist sehr plakative Schreiben gestaltet, die stark nach Werbung aussehen. Sie sind offensichtlich mit Angeboten, Vorteilen und Aktionen, oder auch sehr viel Text über vermeintlich allgemeine Stromthemen bedruckt und lösen beim Kunden das typische „Ist Werbung, kann weg.“ aus. Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hält zum Beispiel gerade Überschriften wie „Stromnachrichten“ für fehlleitend.
Denn irgendwo zwischen all den vermeintlich uninteressanten Informationen und unter oftmals arglosen Überschriften versteckt sich eine Preiserhöhung. Und die ist meist saftig, denn der Stromanbieter hat durch seine Lockangebote Verluste gemacht, die er nun ausgleichen will.
Versteckte Preiserhöhung beim Stromanbieter: Rechtswidrig aber „branchenüblich“
Udo Sieverding erklärt, dass die Energieversorger dieses verbraucherunfreundliche Vorgehen „branchenüblich“ nennen. Sie entschuldigen sich also damit, sich nur den Gegebenheiten des Strommarkts anzupassen.
Dass es sich bei diesem Vorgehen jedoch dem Oberlandesgericht Düsseldorf zufolge um eine eine Rechtswidrigkeit handelt, scheint auf diesen keinen besonders großen Eindruck zu machen. Das Gericht sprach sogar von „Kalkül“, dass der Kunde nicht weiterliest, oder einfach aufgrund der Fülle der Informationen im Schreiben die versteckte Preiserhöhung übersieht. Das Senat ginge deshalb von einer „beabsichtige[n] Täuschung des Kunden“ aus.
Das intransparente Vorgehen der Stromanbieter ist deshalb ein großer Nachteil für dich, weil du dadurch das Sonderkündigungsrecht übersiehst. Dieses stünde dir je nach Höhe der Preiserhöhung jedoch zu. So wirst du als Kunde gehalten, und bemerkst erst in den Rechnungen, dass du um einiges mehr zahlst, als du eigentlich dachtest.
Wir raten, dich mit deinem Schreiben an einen rechtlichen Beistand oder an die Verbraucherzentrale deines Bundeslands zu wenden, wenn du dich getäuscht fühlst. Dass es sich lohnt, sich gegen die versteckte Preiserhöhung beim Stromanbieter zu wehren, zeigt das Urteil des Gerichts.
Der einzige Haken: Die Verfahren dauern lange; die Verbraucherschützer verlieren also Zeit, in der neue Kunden auf dieselbe Art geködert und getauscht werden können.